Orte der Rückkehr Gawa Diwis - ein Lied geht um die Welt

Kapitel 20Selbstorganisationen


Die Bemühungen, den Prozess der Selbstorganisation und Emanzipation auf eine internationale Ebene zu stellen, führten 1971 zur Gründung des »Internationalen Romani-Kongresses«. Ziel war der gemeinsame Kampf gegen politische und gesellschaftliche Marginalisierung. »Roma« wurde als offizielle Selbstbezeichnung gewählt, eine Flagge entworfen und Gelem, Gelem zur Hymne der Roma erklärt. Das Motto lautet bis heute: »Opre Roma! – Roma, erhebt euch!«

»Wir sind gegen das Wort Zigeuner«, Harri Stojka mit seinen beiden Schwestern Doris und Sissi, 2014
Foto: Bettina Neubauer »Wir sind gegen das Wort Zigeuner«, Harri Stojka mit seinen beiden Schwestern Doris und Sissi, 2014

Fotoreproduktion

Familie Stojka, Wien

2012 initiierte Harri Stojka die Aktion »Ich bin gegen das Wort Zigeuner!«, die sich gegen die Verwendung dieses beleidigenden und herabwürdigenden Begriffs gewendet hat. Unterstützt wurde die Aktion von zahlreichen Prominenten sowie vom Café Korb.

Der erste österreichische Roma-Verein wurde 1989 in Oberwart gegründet. Auslöser war das Lokalverbot für Roma in einer örtlichen Diskothek. Weitere in den 1990er-Jahren gegründete Vereine setzten sich vor allem für die Anerkennung der Roma als Volksgruppe sowie für Entschädigungszahlungen an NS-Überlebende ein. Die Holocaust-Überlebende und Künstlerin Ceija Stojka war eine der ersten, die mit ihrem Buch »Wir leben im Verborgenen« 1988 an die Öffentlichkeit trat.

Gründung des ersten Roma-Vereins in Oberwart, 1989
Kulturverein österreichischer Roma, Wien Gründung des ersten Roma-Vereins in Oberwart, 1989

Fotografie

Am 15. Juli 1989 wurde der erste Verein »Roma und Sinti – Verein zur Förderung von Zigeunern« (»Verein Roma«) im Gasthaus Neubauer in Oberwart gegründet. Ludwig Papai, ein aus Holzschlag stammender Rom, wurde zum ersten Obmann gewählt.

Die Anerkennung der autochthonen Roma als Volksgruppe machte auch die Frage der Vertretung der allochthonen, zumeist aus dem ehemaligen Jugoslawien zugewanderten Roma, virulent. Das führte zu weiteren Vereinsgründungen. (Cornelia Kogoj)

Kranzniederlegung in Lackenbach, 4. November 1995
V. l. n. r.: Emmerich Gärtner-Horvath, Rudi Sarközi und Karl Stojka Kranzniederlegung in Lackenbach, 4. November 1995

Fotografie

Kulturverein österreichischer Roma, Wien

Inhaltlicher Schwerpunkt / Vermittlungsansatz

Für Roma und Sinti in Österreich war und ist die Selbstorganisation in Vereinen ein Ausdruck der Emanzipation und des selbstbewussten Umgangs mit der eigenen Identität. 1993 führte dies durch intensive Bemühungen engagierter Roma und Nicht-Roma zur Anerkennung als Volksgruppe und der damit verbundenen Hoffnung eines Endes von Diskriminierung und Ausgrenzung. Hintergrundwissen über die Volksgruppen in Österreich, Roma-Vereine und persönliche Ansichten von Roma und Nicht-Roma zu diesen Themen werden in diesem Kapitel vermittelt. Die Schüler/innen erarbeiten sich die Inhalte und reflektieren ihre eigenen Erfahrungen mit Selbstengagement und Selbstwahrnehmung.

Für diesen Bereich ist Vorwissen über Roma und Sinti in Österreich erforderlich, das anhand folgender Ausstellungskapitel im Unterricht erarbeitet werden kann:

Literatur / zur Vorbereitung für die Lehrpersonen: